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Über den Künstler:

Eine zerstörte Welt in Plastikfarben

Über die Schönheit des Häßlichen und die Trauer über allgegenwärtiges Verderben
Zum Werk von Dodi Reifenberg

Dodi Reifenberg arbeitet in seinem künstlerischen Werk mit einem großen Arsenal von Plastiktüten aller Farben, die an die Stelle der traditionellen Ölfarbe treten. Er hat sich konzeptionell der Verwendung von Plastiktüten, einem der am wenigsten beachteten Abfallprodukte der Konsumgesellschaft, verschrieben. Es ist für den Künstler das Medium seiner Bildwelten.
Plastiktüten werden auf der Basis von Erdöl hergestellt. der STERN schreibt: „Erdöl ist ist einer der wichtigsten Rohstoffe des 21. Jahrhunderts, der Schmierstoff der Weltkonjunktur, sein Preis wird aufmerksamer verfolgt als der von Gold“.
Dodi Reifenberg verwendet seit 30 Jahren Plastiktüten aller Art, Farben und Konsistenz. Er sammelt sie auf seinen Reisen und lässt sie sich von überallher mitbringen. Er hortet sie in solchen Mengen nach Farben in seinem Atelier, dass es fast manisch anmutet. Der Künstler ist überzeugt, einen Schatz zu besitzen und davon, dass es in wenigen Jahren, wenn es keine einzige Plastiktüte mehr geben kann, sein Reservoir von unermesslichem Wert sein wird.
Die Bilder, die Dodi Reifenberg entstehen läßt, huldigen in ihrer Inszenierung als Leuchtobjekt der heutigen Bedeutung des Materials, aus dem sie bestehen. Der Betrachter gewinnt den Eindruck eines Schatzes, denn durchleuchtet von Licht, muten die Arbeiten auf einmal wie kostbare verglaste Kirchenfenster an, die mit ihrer Farbkraft die ihre hässliche Herkunft des Plastikmülls, aus dem sie bestehen, wunderbar überstrahlen.
Aus kleinen ausgeschnittenen Plastikpartikeln werden Stück an Stück Bilder aufgebaut und mit scotch tape collagiert, es sind Ausdrucksformen einer künstlichen, mehr und mehr technisierten Welt. Wie aus der Vogelperspektive eröffnen sich weite Industrielandschaften, endlose Mülldeponien, zähflüssig sich ausbreitende amorphe farbige Ölteppiche auf Wasseroberflächen. Die traditionelle Natur erscheint zerstört, weicht einer menschenfeindlichen Umwelt.
Die Plastikmalerei von Reifenberg hat ein großes kritisches Potential: Sie erscheint zunächst wie informelle Kunst ohne Kompositionsgefüge und stellt doch ein realistisches Zeitbild des vermüllten Zustands verwahrloster Städte, zerstörter Natur dar. Häufig liegen den Bildern im Internet gefundene anonyme Fotos zugrunde, die dann in großer Auflösung ihre feste Form verlieren.
Was einst in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts die Decollagisten mit ihren Plakatabrissen leisteten, wiederholt Dodi Reifenberg neu und anders mit den Plastikcollagebildern. Die Decollagisten verwandelten zufällig übereinander geklebte Papierschichten auf Plakatwänden durch Abriss zu einem neuen sinnentleerten Bild, das Text, Farbe, Fotografie und Zeichnung radikal vermischte. Auch hier lag gewissermaßen schon Industriemüll, nämlich eine zerfetzte bunt gedruckte Reklamewelt, den Werken zugrunde.
Dodi Reifenberg geht den umgekehrten Weg, er montiert die decollagierten Abrissfetzen, ein Sinnbild der Wegwerfgesellschaft, neu zusammen, als wolle er eine zerstörte Welt recyclehaft wieder zusammenfügen, zusammenkitten. Neben der Landschaft widmet er sich auch dem Porträt und dem Objekt. In dieser überquellenden Bildwelt wird immer wieder – vor allem auch durch den sehr großen Zeitaufwand von bis zu 3-4 Monaten, den seine Bilder benötigen – auch eine sehr persönliche Form der Trauerarbeit geleistet.
Reifenbergs Bilder leben von der inneren Spannung zwischen Warenfetisch und Wertlosigkeit, Konsumwelt und Abfall, Farbenpracht und sozialem Elend, sie sind in ihrer Bild- und Sinnstruktur durch und durch dialektisch, zumal sie auch noch eine dritte synthetische Seite aufweisen, der beim Durchblick der Bilder gegen das Licht von der Rückseite her sichtbar wird: Dann werden die Plastikbilder mit ihren fließenden transparenten Ausdrucksformen unvermittelt zu einer aktuellen Form der Glasmalerei. Durch diese sakrale Inszenierung seiner Arbeiten gewinnen seine Bilder etwas Mahnendes – sie erscheinen wunderschön und sind doch Ausdruck von Zerstörung und Verderben.
Dodi Reifenberg verbindet in seinem komplexen Werk die Tradition der Merzkunst eines Kurt Schwitters mit den Pop-Collagen eines Robert Rauschenberg und mit der abstrakten spirituellen Formenwelt des orientalischen Ornaments. Er ist Nachkomme einer Berliner jüdischen Familie, wurde 1960 in Haifa, Israel geboren und studierte Philosophie der Ästhetik bei Gideon Ofrat in Tel-Aviv. Reifenberg hat seine Heimat während des Libanon Krieges 1982 verlassen. Seit 1988 lebt und arbeitet er in Berlin. Er nahm an zahlreichen internationalen Ausstellungen teil.

Vita:

born in 1960 Haifa, Israel, living and working in Berlin

Solo Exhibitions:
2015 Untitleds, Pavouk, Berlin
2013 Untitled Fruits, Marc Schmidt, Berlin
2010 ResteRechte, gallery Hohenthal & Bergen, Berlin
2009 Caveman’s Philosophy, Karlsruhe Art fair, Gallery Hohenthal & Bergen, Katlsruhe
2009 See How You Feel, Maddox Arts, London
2007 Bag Academy, mack B projects, Sarasota, Florida
2007 Bag Base, Hohenthal and Bergen, Berlin
2006 Bags of Bags, Moving in, Berlin
2006 Question of Balance, Atelierhaus Karpathos, Greece
2005 Please keep cool, Etatdesprit, Lyon
2004 Recycling Modern Art, Nathan Bernstein, New York
2004 Israelischer Wald, Bananapark, Landau
2004 Recycling Modern Art, GDK, Berlin
2002 Holy Night, Noisy Night, Podewil, Berlin
2002 Flowers for Flori, Halle LinX, Berlin
2000 Insulapeninsula, Italienisches Kulturinstitut, Berlin
1999 La Fiesta del Pueblo, Restaurant Bar-Celona, Berlin
1998 A Cave with a View, Gartner’s room, Berlin
1997 Art event to remember CrystalNight November 9th, 1938, Berlin
1997 Abwuste, Umweltbundesamt, Berlin
1997 Die Reiserie, Central Station, Stuttgart
1994 Sex & Vier, Schwules Museum, Berlin
1993 Rebel, Herzelia Museum, Tel-Aviv
1992 Rabitrabi, Kunstuck Galerie, Hamburg
1988 For Goliath, Galerie Klaus Lea, Munich
1986 Paintings, Galerie Krochmalkit, Munich
1987 Works, Galerie Stahl, Starnbergersee, Munich

Group Exhibitions:
2015 Rose is a Rose is a Rose, Berlin
2015 Green Bag – Movement, Nachahmung Empfohlen!, Museo Metropolitano, Lima, Peru
2014 Green Bag – Movement, Nachahmung Empfohlen!, Stiftung Zollverein, Essen
2014 dotLand, Peninsula, Berlin
2014 Musraramix, Jerusalem
2014 Natura Naturata, WiE gallery, Berlin
2014 Conjunction, Greenhous, Berlin
2013 Green Bag – Movement, Nachahmung Empfohlen!, Capilla del Arte UDLAP,Mexico
2013 Green Bag – Movement, Nachahmung Empfohlen!, Marta Traba, Sao Paulo
2013 Green Bag – Pool, MUDAC, Lausanne
2012 Memory of Present, coup de des, Berlin
2012 Green Bag – Movement, Nachahmung Empfohlen!, Iberia Center, Peking
2012 Green Bag – Movement, Nachahmung Empfohlen!, Addis Abeba, Athiopien
2012 Green Bag – Pool, Oh Plastic Bag, Gewerbemuseum Winterthur
2012 Green Bag – Movement, Nachahmung Empfohlen!, Mumbai, Indien
2011 Cavemanread, project eXodus, Kulturzentrum, Krefeld
2011 Green City, gallery Christian Hosp
2011 Art Dubai, gallery Christian Hosp
2011 Green Bag – Movement, Nachahmung Empfohlen!, Virginia Haus, Hamburg
2011 Green Bag – Movement, Nachahmung Empfohlen!, Schwankhalle, Bremen
2011 Green Bag – Movement, Nachahmung Empfohlen!, Neuer Kunstverein Pfaffenhofen
2011 Green Bag – Movement, Nachahmung Empfohlen!, Bauhaus Dessau
2011 India Art Summit, gallery Christian Hosp
2011 Green Bag – Movement, Nachahmung Empfohlen!, Kunstverein Wendland
2010 Untitled 12.10, Drao Art, CCCB, Barcelona
2010 Shanghai Art fair, gallery Christian Hosp Berlin, Shanghai
2010 Green Bag – Movement, Nachahmung Empfohlen!, Berlin
2010 Preparing the Canvas, Lodz biennale 2010, Lodz
2009 Connect Gallery, Will, Swiss
2008 Summer Show, Maddox Art, London
2007 Rag-Bag, art goes Heiligendamm, Rostock
2007 Schwebende Stelen, Werkstat der Kulturen, Berlin
2006 Zzsamen, Freudenhaus Laufhaus Hase, Berlin
2005 Paradise Now or Tomorrow, Teatro Marceool, Roma
2005 Schwebende Stelen, Galerie Mathias Kampl, Berlin
2003 Das Recht des Bildes, Bochum Museum, Bochum
2003 Toraporte, Sinajoes Roma, Rom
2001 Thousand Bags Symphony, Cork
2001 XXI Rougie & Ple, Paris
2000 Flower Tears, Landwork, Artists Museum Lodz, Polan
2000 Millefleurs, Picture Show Gallery, Berlin
1999 Reifies line, Galerie Siret, Palais Royal, Paris
1999 Respekt, Kulturbrauerei, Berlin
1999 Weihnachtsbaum, BSR Goes Art, Berlin
1999 Lokal – Lo Kal, Centre Cultural Francais, Haifa, Israel
1999 Der Apfel Baum, Brandenburgische Kulturtagen, Drewen
1999 Modern Love, Brandenburgische Kulturtagen, Drewen
1998 Installation at A Tuckerman, Berlin
1998 Stern der Erlösung, Davka, Berlin
1998 At least in the Sky, Festival Oy-Way-Woy, Podewil, Berlin
1995 Oikos & Eigenbau, Berlin
1995 Sally Can Dance, SMart Art Space, Amsterdam
1993 Cabinet d’ami, Ruimte Morgen, Antwerpen
1992 7, Jüdische Museum, Jüdisches Museum Berlin
1991 Hügel des Frühlings, Pasinger Fabrik, Munich
1991 Heimat Stunde, Italienisches Kultur Zentrum, Berlin
1987 Diagolo, Bolognia
1986 Der Schloss with Ro Reinstadt, Schloss Gauting, Munich

Contact:
Mail: dodireifenberg@gmail.com
T: +49 (0) 177 269 0664
Beusselstrasse 87
10553 Berlin
Germany

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