Die Kunstgeschichte hat einige berühmte Vorbilder für die Darstellung des „Schlachtens“ auf dieser Erde geschaffen – von der Höhlenmalerei angefangen. Das Thema des ausgeweideten Tieres ist Menetekel, ist Metapher für das Drama des Lebens. So auch in den bald nach dem Ersten Weltkrieg in Paris entstandenen, phantastisch expressiven Tierkadaver-Bildern des jüdisch-weißrussischen Malers Chaim Soutine. Seine aufwühlende Gemälde haben später Francis Bacon inspiriert: In seinem Schlüsselwerk Painting 1946 setzte Bacon unmittelbar nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg suggestiv die groteske Szenerie einer Rinderschlachtung in den Bildhintergrund. Er bezog sich damit nicht zuletzt auch auf ein weiteres Schlüsselwerk der Kunstgeschichte, nämlich auf das berühmte, blutrote Gemälde Rembrandts von 1655 Geschlachteter Ochse im Louvre.
Die visionäre Kraft und die allgegenwärtige Relevanz sind die ausschlaggebenden Kriterien für Kunstwerke, um in die Kunstgeschichte und in das kollektive Gedächtnis einzugehen. Sie werden in den Gesprächen über Kunst zwischen Künstlern und Publikum, die Schlachthaus. fresh&fine art anstoßen will, Fixsterne sein.

Die romantische Vorstellung vom einfachen Glück und einem freien, selbstbestimmten Leben sind dabei Parameter für Auseinandersetzungen und Kooperationen, die auch vor Augen führen, dass der Frieden in der „Ersten Welt“ bis heute mit Kriegen anderswo erkauft wird, dass die privilegierte Suche nach dem „Sinn des Lebens“ und nach individueller Selbstverwirklichung vor dem Hintergrund der Chancenlosigkeit von Millionen von Menschen zelebriert wird. Die Welt ist in der Tat ein Schlachthaus. Das darf Kunst nicht verschleiern.
Die Zärtlichkeit für alles Lebendige, das Interesse für Kunst, ihre Vermittlung, das Bedürfnis nach künstlerischer Bildung, aber vor allem nach Herzensbildung für alle Menschen ist die treibende Kraft hinter allem.

Mit Schlachthaus.freh&fine art einen weiteren Ausstellungsort ins Leben zu rufen und dafür Unterstützer zu gewinnen, geschieht aus dem tiefen Wunsch heraus, in der Auseinandersetzung mit Kunst an den Ursprung von allem Lebendigen zu rühren, seine faszinierende Vielfalt zu zeigen und zu bewahren und auf diese Weise gemeinsam neue Kraft, Energie und Erkenntnis zu gewinnen.
Berlin, 2. April 2018, Constanze Kleiner und Stephan von Wiese

 

Die Ausstellungsmacher

Constanze Kleiner
1989 Studium der Slawistik an der Humboldt-Universität Berlin, 2005 Initiatorin der Ausstellung 36x27x10 im ehemaligen Palast der Republik, 2008-2009 geschäftsführende Gesellschafterin der Temporären Kunsthalle Berlin, 2012-13 Künstlerische Leiterin der Kunsthalle Stettin, „Trafo“, Polen, 2014 –16 thematische Ausstellungsprojekte als freie Kuratorin wie „kolibri“ (im alten wiederentdeckten Ballhaus Gartenstraße), „Katzengold“, eine Ausstellung zum Entstehungsprozess von Kunst zum Jubiläum des Landesverbandes Berliner Galerien, „Sursum Corda“, für das Erzbistum Berlin zum Ende des von Papst Franziskus ausgerufenen Jahres der Barmherzigkeit.

 

Stephan von Wiese
1974 Promotion an der FU Berlin über das zeichnerische Werk von Max Beckmann, 1974-1976 Volontariat an der Staatsgalerie Stuttgart, 1976-2008 Leiter der Modernen Abteilung am Kunstmuseum Düsseldorf (heute: Museum Kunstpalast), Initiator und Kurator von zahlreichen lokalen und internationalen thematischen Ausstellungsreihen, 2003 Begründer des AFORK (Archiv künstlerischer Fotografie der rheinischen Kunstszene), ab 2008 freier Autor, Ausstellungsmacher und Max-Beckmann-Forscher in Berlin.

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